Mittwoch, 3. September 2014

Challenges und Achievements

Vergangenes Wochenende habe ich eine persönliche Challenge, nach mehreren Monaten inkonsequenten Zockens, endlich abgeschlossen. Ziel darin war es, die Team ICO HD Collection auf 100% zu spielen, sprich alle Achievements in ICO und in Shadow of the Colossus an mich zu reißen.
Grund genug, mich mit der Frage auseinander zu setzten, welcher Anreiz überhaupt hinter Achievements steckt und warum manche Leute (wie ich) sich sogar selbst Aufgaben ausdenken, um ihren voll gestopften Alltag noch weiter zu füllen.

Achievements wirken auf den ersten Blick wie unwichtiges Füllwerk, und genau das sind sie auch, wenn ich es mir recht überlege! Durch ein paar schnell zusammen gezimmerte Trophäen lässt sich die potentielle Spielzeit ohne große Mühen und Entwicklungskosten um ein ganzes Stück strecken.
Wem es zu doof ist 200 Tauben zu erschießen oder mit jedem einzelnen Charakter den Arcade Mode durch zu spielen, der kann nach dem Abspann das Spiel einfach abschalten ohne etwas zu verpassen.
Wer wiederum gerne noch länger spielen will, weil ihm das Spiel so gut gefallen hat (oder die Spielzeit so lächerlich kurz war), der bekommt ein einfaches Mittel in die Hand gelegt noch mehr Zeit zu verschwenden verbringen.
Als nettes Beiwerk bekommt man Gamerscore oder Psn Level, eine Pseudo-Belohnung, die nicht im Geringsten von Nutzen ist und trotzdem ein gutes Gefühl in der Magengegend verursacht.

Aber ich tue den virtuellen Errungenschaften ein wenig Unrecht. Natürlich sind Achievements nicht die Essenz des Zockens, ohne die Videospiele gar nicht mehr vorstellbar wären.
Darum geht es auch gar nicht, sondern es geht darum Freude zu haben.
Manche Dinge möchte man einfach machen, weil man die Idee gut findet oder weil man wissen möchte ob man das Durchhaltevermögen hat.
Es ist doch egal, ob ich jetzt einen Marathon laufen will oder ob ich versuche Mirrors Edge in einer Stunde durch zuspielen. Beides erfordert Training und Konzentration über einen langen Zeitraum. Beides sind Herausforderungen, die nicht jeder schafft und auf deren Abschluss man durchaus Stolz sein kann.

Und da haben wir einen sehr wichtigen Punkt, der gute Achievements von schlechten Unterscheidet. Sind sie eine echte Herausforderung? Eine für die man ausdauernd oder besonders gut sein muss? Oder sind sie einfach nur mit Arbeit verbunden?
Mit einer Komplettlösung die Hundert Federn in Assassins Creed 2 zu sammeln ist langweilig.
Aber wie sieht es damit aus, alle Level in Super Meat Boy mit A+ abzuschließen? Das ist ziemlich schwierig! Das schafft man nur wenn man wirklich gut ist und die Zähne zusammenbeißt.
Auf keiner LAN wurde je damit geprahlt alle Federn in AC 2 gesammelt zu haben (zumindest hoffe ich das), aber Super Meat Boy kann man in einer hitzigen Diskussion über Skill durchaus auf den Tisch bringen.

Am Ende bleibt es aber jedem selber überlassen, was er als  erreichenswert erachtet und was nicht.
Ich hatte viel Spaß mit meiner Team ICO Challenge und bin stolz darauf sie durchgezogen zu haben, genauso wie ich stolz auf die Smash Bros (The Fanboy Guy again) Medaille, die ich auf der Gamescom erstritten habe.
Andere sind stolz darauf in Call of Duty einen KD von über 2 zu haben oder Dark Souls ohne zu sterben gespielt zu haben.

Moment mal, ich bin noch nicht darauf eingegangen, wie man so eine Challenge überhaupt durch zieht.
Jeder Depp kann sich eine Challenge ausdenken und sie dann nicht machen. Ein Beispiel: Alle Quests und Dungeons in Skyrim auf höchster Schwierigkeit schaffen, ohne die Schnellreise- oder die Wartefunktion zu benutzen und ohne Auto-Save.
Eine Challenge für eine Legende, aber wie bringt man sich dazu nach einer Woche nicht abzubrechen, sondern am Ball zu bleiben? Hier ein paar Punkte dazu:

1. Das Ziel eindeutig definieren und einen Handlungsablauf aufstellen.
Man sollte genau wissen wo man hin will und wie man hin kommt, damit man immer weiß, was der nächste Schritt ist.
Die Challenge, wie ich sie oben beschrieben habe, ist schon ziemlich klar strukturiert, aber wie sieht es mit Sonderfällen aus: muss ein Quest der mehrere Enden hat mehrmals gespielt werden? Dürfen Komplettlösungen benutzt werden?
Und wie sieht es mit der Spielabfolge aus? Werden Quests und Dungeons Gebiet nach Gebiet abgegrast um Laufwege zu minimieren oder werden zusammenhängende Quests am Stück gespielt für mehr Übersichtlichkeit? Welche Skills werden gelevelt und welche Ausrüstungsgegenstände und Zauber sind unumgänglich?

2. Das Anliegen öffentlich machen.
Jemand anderem eine Niederlage einzugestehen ist hart. Wenn man einmal im Freundeskreis verbreitet hat was man tut, ist die Hemmschwelle aufzuhören schon sehr viel größer.

3. Zeit einräumen.
Wer nur hin und wieder mal spielt kommt nicht gut voran. Man muss regelmäßig an seinem Ziel arbeiten und die dafür nötige Zeit fest in den Tagesablauf einplanen.
Grundsätzlich ist man mit 3 bis 4 Stunden in der Woche gut dabei, aber für eine umfangreiche Challenge wie das vorige Beispiel sollte man sich häufiger hinsetzen. Nichts demotiviert so sehr, wie das Gefühl nicht weiter zu kommen. Das leitet direkt zu meinem letzten Punkt über.

4. Wahrnehmen was schon geschafft wurde.
Es ist jedes mal ein gutes Gefühl einen Punkt auf dem Handlungsplan abhaken zu können. Und wenn man mal ein Motivationstief hat, kann ein Blick auf das Geschaffte neuen Mut bringen, die kommenden Aufgaben auch schaffen zu können.

Also geh hin und erreiche Dinge, auf die du stolz sein kannst.


Den heutigen Blog lasse ich mit ein paar spontanen Anregungen sanft ausklingen:

-Dark Souls durchspielen ohne eine Nahkampfwaffe zu benutzen.
-Einen Cup in Mario Kart gewinnen, bei ununterbrochenem Blick nach hinten.
-Alle Modern Warfare Titel an einem Abend durchspielen.
-Einen Metal Gear Solid durchspielen ohne entdeckt zu werden.
-Portal 2 durchspielen ohne zu lachen.
-Alle Enden von Heavy Rain sehen.
-Fire Emblem durchspielen, ohne einen Level neu zu laden oder zu sterben
-Valkyira Chronicles auf 100% spielen (für Masochisten)

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